Rolf Gössner verleiht "Oscar für Datenkraken"
an Bundesinnenminister Otto Schily (SPD)
Die Internationale Liga für Menschenrechte verteilte am Freitag, 28.10.2005, in Bielefeld zusammen mit anderen Datenschutz- und Bürgerrechtsgruppen die BigBrotherAwards (BBA) 2005. Den Lifetime-Award verlieh BBA-Jurymitglied und Präsident der Liga, Dr. Rolf Gössner, vor über zweihundert Gästen unter großem Beifall an Bundesinnenminister Otto Schily (SPD)
Schily, der es vorzog, seiner „Ehrung“ fernzubleiben, erhält den Preis
- aktuell für die undemokratische
Einführung des biometrischen Reisepasses, dessen Technik unausgereift und
unsicher ist und der zu einer erkennungsdienstlichen Behandlung der gesamten
Bevölkerung führt;
- Otto Schily erhält den Preis auch
für sein "Lebenswerk", nämlich für den Ausbau des deutschen und
europäischen Überwachungssystems auf Kosten der Bürger- und Freiheitsrechte und
für seine hartnäckigen Bemühungen um die Aushöhlung des Datenschutzes unter dem
Deckmantel von Sicherheit und Terrorbekämpfung.
Hauptpreisträger (Kategorie „Verbraucherschutz“) ist das Organisationskomitee des Deutschen Fußballbundes, vertreten durch Franz Beckenbauer «für die inquisitorischen Fragebögen zur Bestellung von WM-Tickets» und die geplante Ausstattung der Tickets mit RFID-Schnüffelchips.
Die weiteren Preisträger sind aus der anhängenden
Zusammenstellung zu ersehen.
Die „Internationale Liga für Menschenrechte“ ist zusammen mit anderen Datenschutz- und Bürgerrechtsgruppen seit 2003 Mitträgerin des „BigBrotherAward“ (BBA). Die Preisträger des „Oscars für Überwachung“ (Le Monde) – Unternehmen, Organisationen und Politiker – verletzen nach Meinung der Jury erheblich die Privatsphäre der Bundesbürger. Vergeben wird der Preis, der sich zum sechsten Mal jährt, in verschiedenen Kategorien, darunter „Politik“, „Verbraucherschutz“, „Wirtschaft“ und „Kommunikation“.
Mit den „Negativ-Preisen für Datenkraken“ möchte die Jury auf ausufernde Kontrolle, Manipulation und Überwachung hinweisen. In diesem Jahr wurden der Jury dazu fast 300 Vorschläge eingereicht. Für die Auswahl zeichnen neben der Internationalen Liga für Menschenrechte der FoeBuD, der Chaos Computer Club (CCC), die Deutsche Vereinigung für Datenschutz (DVD), die Humanistische Union, das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) sowie der Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft (FITUG) verantwortlich. Die Big BrotherAwards sind international vernetzt: 14 europäische Länder sind bereits dabei, u.a. die Schweiz, Österreich, England und Tschechien.
Der Name der Preise ist George Orwells Buch „1984“ entnommen, in dem er bereits Ende der vierziger Jahre seine Vision einer zukünftigen Gesellschaft entwarf, die unter totaler Überwachung steht. Durch die BigBrotherAwards soll das abstrakte Thema Datenschutz durch konkrete Beispiele anschaulich und allgemein verständlich gemacht werden. In den vergangenen fünf Jahren fanden die Preisverleihungen ein großes Echo in der Öffentlichkeit.
BigBrotherAwards erhielten u.a. der Metro-Konzern für den Einsatz von RFID-Schnüffelchips, das Lkw-Mautsystem von TollCollect, Microsoft, die Payback-Kundenkarte, die GEZ für ihre Schnüffelmethoden sowie die Bundesagentur für Arbeit für ihren ALG-II-Fragebogen, das Bundeskriminalamt, das Bundesverwaltungsamt für das Ausländerzentralregister usw...
Rena Tangens, padeluun - Verein zur Förderung des
öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs
Karin Schuler, Deutsche Vereinigung für
Datenschutz e.V. [DVD]
Dr. Rolf Gössner, Internationale Liga für
Menschenrechte [ILMR]
Dr. Fredrik Roggan, Humanistische Union e.V.
[HU],
Frank
Rosengart, Chaos Computer Club e.V. (CCC)
Alvar C. H. Freude, Förderverein Informatik und
Gesellschaft e.V. (Fitug)
Werner Hülsmann, Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche
Verantwortung e.V. (FIfF)